Die Au – Dult, Herbergen und Starkbieranstich

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Die Au, uraltes Siedlungsgebiet, ursprünglich im unsicheren Bereich vor den Stadttoren Münchens gelegen, gepeinigt von den gefürchteten Hochwassern der Isar. So war es zu der Zeit, als die Au im 14. Jhdt. das erste Mal urkundlich erwähnt wurde als Au bei Giesing, dem nahegelegenen Dorf. Nach wechselvoller Geschichte wuchs die Au im 18. und 19. Jhdt. geradezu explosiv. Handwerker, Kleingewerbetreibende, Taglöhner und Arbeiter wohnten hier in teilweise bitterster Armut. Die engen und völlig übervölkerten Gassen sollen vor Schmutz gestarrt haben. Häufig kam es vor, dass sich mehrere Handwerker zusammentaten und Miniaturhäuschen errichteten, in denen für jeden jeweils ein kleines Zimmerchen entstand, in dem sie lebten und kochten, nicht selten in Schichten – die Herbergen. Teilweise drängten sich 10 Personen und mehr in diesen Räumen auf wenigen Quadratmetern, nach Heirat und Familiengründung. Wie überall, wo die Armut überhand nimmt, blühten neben den armen, aber ehrlichen Leuten, auch die Schattenpflanzen der Gesellschaft und wohl in nicht unerheblichem Umfang. Vom „Stolz von der Au“ bis hin zu Strizzis, wie den Münchner Witzfiguren Lucki und Kare. Es gibt die böse Anekdote vom Henker in Wien, der Mitte des 19. Jhdts. die Au „für eine gar große Stadt“ gehalten habe, weil ihm mit diesem Ursprung gar so viele Delinquenten zur Hinrichtung zugeführt wurden. 1854 wurde die Au bereits nach München eingemeindet.

Legendär ist die Auer Dult, die ebenfalls bis ins 14. Jhdt. zurück reicht. Heute Jahrmarkt und Basar der Kuriosa und Haushaltgegenstände, der dreimal im Jahr stattfindet, war sie ursprünglich ein Markt zum kirchlichen Festtage des entsprechenden Kirchenschutzpatrons. Mehrmals wechselte der Standort, bis sie sich fest am Mariahilfplatz etablierte.

Auch viele Brauereien waren hier früher angesiedelt. Sie nutzten das Isarsteilufer für die Lagerung ihrer Biere in riesigen Kellern. Ab März herrschte nämlich früher aus Hygienegründen ein Brauverbot im Sommer bis zum Herbst. Das letzte Bier wurde im März eingesotten und musste bis mindestens Mitte September reichen. Dazu wurden weitläufige Gewölbe ins Hochufer getrieben. Zur besseren Kühlung wurden die Oberflächen der Keller dick eingekiest und mit Kastanien bepflanzt, die mit ihren breiten Kronen ausreichend Schatten spendeten. Das Bier wurde dann im Sommer direkt aus den Kellern ausgeschenkt. Um Wärmeentwicklung zu vermeiden, durfte aber in und an den Kellern nicht gekocht werden, so dass die Besucher sich ihre Brotzeiten mitbrachten und mit dem kellerfrischen Bier im Schatten der Kastanien verzehrten – der Ursprung des Münchner Biergartens. Als einzige Brauerei in der Au ist heute noch die übriggeblieben, die auch alljährlich, wenn nicht Zeitumstände oder andere Imponderabilien dagegensprechen, den legendären Starkbieranstich auf dem Nockherberg veranstaltet, sonst das Jahr über Gaststätte und vor allem weithin bekannter Biergarten. Auf zum Nockherberg, eine typisch Münchner Bergtour, mitten im Voralpenland…

Heute ist die Au ein lebenswerter, traditioneller Münchner Stadtteil, der in den 70er, 80er und 90er Jahren gravierenden Veränderungen unterworfen war. Als gut bürgerlich und gut gemischt lässt sich heute die Bevölkerung in der Au beschreiben. Das eine oder andere neue Bauprojekt gibt schnell vor, ein Palais zu sein, aber die Bodenhaftung ist hier trotzdem nicht verloren gegangen. Vereinzelt hochpreisig bewegt sich das Preisniveau für Immobilien im normalen bis gehobenen Bereich. In lauteren und somit einfacheren Lagen und bei nicht ganz so solider Sanierung oder noch wenig, bis gar nicht renoviert, kann auch mal unteres Preisniveau angetroffen werden, aber das ist eher selten. Die Au ist ein lebenswertes urbanes Münchner Stadtviertel, gut mit U-Bahn und Bussen erschlossen. Es locken die nahegelegenen Isarauen, die seit der erfolgreichen Renaturierung der Isar noch wertvoller geworden sind, für das Lebensgefühl in der Au. Gemütlich durchsetzt mit Gaststätten und Restaurants, kleinen Geschäften und Handwerksbetrieben weht ein Hauch urmünchner Luft durch die Straßen und ist eigentlich für Schick und Mick zu wenig elitär, aber höchst lebenswert für den, der es zu schätzen weiß.

Gerschlauer Immobilien kennt auch die verborgenen Kleinodien und ihre Geschichte und Gegenwart.

Manuela Gerschlauer

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Haidhausen – Vom Elendsquartier zum In-Viertel

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Haidhausens Geschichte geht zurück bis ins 9. Jhdt. und damals standen die Häuser, heute unvorstellbar, wirklich noch auf der Heide, also inmitten der wüsten Einöde. Die Entwicklung verlief ziemlich analog der Au (mit zeitgleicher Eingemeindung Mitte des 19. Jhdts), auch was die Bevölkerungsstruktur betraf: sehr einfach und ärmlich, erstes städtisches Proletariat. Auch hier die typischen Herbergen, Enge und Armut. Wirkliche Veränderung erfuhr das Viertel, das heute zwischen Au und Berg am Laim, Bogenhausen und Obergiesing liegt, erst infolge des Krieges gegen Frankreich 1870/71. Nicht wenige Münchner hatten ihr bescheidenes Vermögen zusammengekratzt und Kriegsanleihen gezeichnet, die aus den hohen Reparationszahlungen Frankreichs nach dem, von ihm verlorenen Krieg, nun vielfach vergütet wurden. Es war die Gründerzeit, in der der unverhoffte Geldsegen wieder investiert wurde. Es entstand in Haidhausen ein neues Viertel, die Architektur und Stadtplanung den Besiegten entlehnt, die neuen Straßen nach den Orten siegreicher Schlachten in Frankreich benannt, das Franzosenviertel. Mit ihm entstand auch die Figur des „Dreiquartelprivatiers“, dessen Vermögen nun dazu reichte, ein Zinshaus zu errichten, in dem er eine Wohnung selbst bewohnte und von den Mieteinnahmen eine bescheidene Existenz ohne Arbeit führen konnte. Auch der tägliche Gasthausbesuch war gesichert, allerdings reichte es nicht ganz zur täglichen Maß Bier und so trank er nur drei Quartel (der Ausschank in Quarteln war damals üblich in den Münchner Gaststätten). Später folgten die Bauten der Genossenschaften und mit ihnen besser verdienende Arbeiter bzw. Angestellte. Die Lage auf dem Isarhochufer war natürlich auch prädestiniert für den Sitz zahlreicher Brauereien und Bierkeller. Die meisten von ihnen verschwanden oder siedelten aus, übrig blieb der beliebte Hofbräukeller am Wiener Platz. Dahinter, wo die Brauerei vorher stand, entstand bereits Ende der Neunziger Jahre ein hochwertiges und hochpreisiges Wohnensemble. Das erste Mal übersprangen die Preise für einzelne Einheiten dort die Preisgrenze von DM 20.000,- pro m² Wohnfläche in München. Die U-Bahn war gebaut, die Studenten, die hier ehemals billig gewohnt hatten, inzwischen beruflich soweit arriviert, dass sie sich höhere Miet- und Kaufpreise leisten konnten und hier wollten sie bleiben, in diesem urigen Viertel ihrer wilden Studienjahre. Es wurde saniert und renoviert und neu gebaut, wo möglich, auf Teufel komm raus, die „Zuagroastn“ bekamen es auch mit, Haidhausen wurde schick und in und ein bisschen südschwedisch (allerdings mit starken und intensiven Assimilierungstendenzen, sieht man vom Spracheinschlag ab…).

Und wahrlich, es ist ein wunderschönes urbanes Wohnen hier, zentrumsnah, mit vielen Kneipen und Gaststätten mit den Küchen der Welt, den Isarauen und Parks vor der Haustüre. Ein hochpreisiges Stadtviertel, da wo es einigermaßen ruhig ist, günstiger an den Durchgangsstraßen. Viel Münchner Luft weht hier durch die Straßen.

Haidhauser Leben – Gerschlauer Immobilien zeigt´s Ihnen.